Dienstag, 1. Mai 2012

Neal Stephenson fordert mehr "Big Thinking"

Der Bestseller-Autor Neal Stephenson, der wegen Science-Fiction-Romanen wie "Snow Crash" und "Diamond Age" von seinen Fans als stilbildender Visionär verehrt wird, wünscht sich von seinen Kollegen mehr positives Denken. Er glaubt, dass der eher düstere Zukunftsentwurf, der in vielen SF-Romanen vorherrsche, die Möglichkeiten des Genres beschneide, künftige Ingenieure und Forscher zu inspirieren, sagte Stephenson im Interview mit Technology Review. Er selbst habe den Hang zur Dystopie selbst lange genug zelebriert. "Aber wenn jede Darstellung der Zukunft düster ausfällt, gibt es kaum Anreize mehr, eine positive Zukunft zu bauen."

Konsequenterweise versucht sich Stephenson deshalb nun selbst an einer literarischen Kurskorrektur. Er hat dazu im letzten Jahr das "Hieroglyph Project" gestartet, dessen Ziel es ist, eine Anthologie möglichst plausibler optimistischer Science-Fiction-Storys zusammenzustellen. Stephenson selbst steuert eine Geschichte bei, bei der es um einen 20 Kilometer hohen Turm geht, mit dem Raumfahrzeuge ins All gehievt werden. Die Story basiert auf einem realen Forschungsvorschlag.

Stephenson fürchtet, dass jenes "Big Thinking", das zu Projekten wie der Mondlandung und ähnlicher Großtaten führte, heute nicht mehr in Mode ist. Einer der Gründe dafür, so glaubt der Autor, war das Internet. "Alles blieb für eine Generation lang irgendwie liegen. Die Zivilisation brauchte erst eine Weile, um das Netz zu verdauen und herauszufinden, was man mit ihm anfangen kann." Ein weiteres Problem sei der Trend, große Projekte aufzuschieben, weil man glaube, es sei besser, noch etwas zu warten, bis in irgendeinem Forschungsbereich ein großer Durchbruch erfolgt, der alles einfacher macht.

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(bsc)

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