Samstag, 14. April 2012

Telekom sucht Anschluss im Stromgeschäft

Die Deutsche Telekom will künftig auch im Energiemarkt mitmischen und hat jetzt nach eigenen Angaben ein "Komplettpaket für virtuelle Kraftwerke" geschnürt, das der Konzern Energieversorgern anbietet. Die Basis dafür bilden so genannte Blockheizkraftwerke (BHKW). In einem solchen BHKW arbeitet ein Verbrennungsmotor, der zum einen einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Zum anderen wird die Abwärme des verbrannten Treibstoffs – zum Beispiel Erdgas – zur Warmwassererzeugung genutzt. Die so genannte Kraft-Wärme-Kopplung verspricht eine gute Energiebilanz.


Nano-BHKW von Motoren AT mit 2,5 kW elektrischer und 5 kW thermischer Leistung Vergrößern
Bild: Motoren AT Die Telekom setzt dabei auf Anlagen der Firma Motoren AT und arbeitet mit dem "Spezialisten für Energie-Kommunikation" GreenCom Networks zusammen. Zwar bietet Motoren AT auch so genannte Nano-BHKW im Format einer größeren Tiefkühltruhe als Stand-alone-Lösung für einzelne Häuser an, doch besonders interessant erscheint es, eine Vielzahl von BHKW in einem Intelligenten Stromnetz (Smart Grid) zu betreiben. Der Autoriese Volkswagen, der ein vergleichbares Angebot im Herbst 2009 in Kooperation mit dem Energieversorger Lichtblick aufgelegt hat, spricht in diesem Zusammenhang von "Schwarmstrom".

Das Angebot der Telekom erstreckt sich auf Einbau und Wartung der Blockheizkraftwerke, die "Fernsteuerung für den Energieversorger" sowie ein Webportal für den Immobilienbesitzer. Das Konzept erscheint geeignet für kommunale Stromanbieter oder die Wohnungswirtschaft, die die BHKW-Energie dann als Wiederverkäufer vermarkten können.

Ein solches "virtuelles Kraftwerk" aus mehreren BHKW würde Versorger in die Lage versetzen, "auf Knopfdruck" Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, verspricht Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin des Konzerngeschäftsfelds Energie bei der Deutschen Telekom. Solche Versorgungslücken – so fürchten nicht nur Kritiker des Atomausstiegs –, könnten vermehrt auftreten, wenn volatile Energiequellen wie Wind oder Sonnenlicht nicht ausreichend verfügbar sind oder deren Überangebot zum Kollaps der Netze führt. Zugleich versucht die Telekom mit dem Einstieg in die Energiewirtschaft, stagnierende oder sinkende Umsätze im Kerngeschäft mit Telefonie, Internet und Mobilfunk auszugleichen.


So stellt sich die Telekom die Zählerablesung per App vor. Vergrößern
Bild: Deutsche Telekom Für sein Kraftwerksangebot kann der Ex-Monopolist auf seine Telekommunikations-Infrastruktur zurückgreifen und via DSL-Leitung oder eine gesicherte Mobilfunkleitung die BHKW steuern und Verbrauchsdaten erfassen. Auch beim Umgang mit Kundendaten und dem so genannten Billing, also der Abrechnung, hat die Telekom jahrzehntelange Erfahrung.

Außer für Telecom-Anbieter erscheint der Strommarkt auch interessant für die Automobilindustrie: Zum einen können die Hersteller – siehe VW – modifizierte Automotoren als Basis für BHKW nehmen, zum anderen wird mancherorts schon erprobt, die Batterien von Elektroautos in Smart Grids einzubinden und so als "Netzpuffer" zu nutzen: Bei einem Stromüberschuss wären sie eine willkommene Stromsenke: E-Mobil-Fahrer könnten die Batterien dann billig aufladen und müssten im Gegenzug Autostrom abgeben, wenn ein Engpass im Netz droht. (ssu)


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