Dienstag, 24. April 2012

Neurobiologe analysiert Google-Brille

"Project Glass", Googles jüngste Science-Fiction-Vision aus dem hauseigenen Labor, sorgte kurz nach Veröffentlichung eines Konzeptvideos im Internet für reichlich Wirbel. In der Demonstration wird die Funktionsweise einer Augmented-Reality-Brille gezeigt, die dem Nutzer ständig aktuelle Informationen in sein Gesichtsfeld einblendet – vom Online-Wegweiser über die Terminerinnerung bis hin zum Videochat.

Die Frage dabei ist allerdings, ob sich die filmische Demonstration auch in die Praxis umsetzen lässt. Mark Changizi, Neurobiologe und Autor des Buches "The Vision Revolution", der den menschlichen Sehapparat erforscht, hat "Project Glass" für Technology Review analysiert. Sein Ergebnis: Ganz so problemlos, wie Google es darstellt, dürfte die Technik in der Praxis nicht sein. "Die Grafik wird nicht einfach so aussehen, als schwebe sie vor einem, nur weil sie vor einem Auge angezeigt wird", sagt er. Stattdessen werde es eher wirken, wie wenn man durch die eigene Nase "hindurchschaut", die scheinbar transparent im peripheren Gesichtsfeld verbleibt. "Grundsätzlich ist das Gehirn aber daran gewöhnt, mit unterschiedlichen Bildern umzugehen, die von den beiden Augen kommen. Es dürfte also nicht stören."

Das Problem sei aber die Präsentation von Text. "Um solche Details zu entziffern, muss man sie vor dem Bereich des schärfsten Sehens, der Sehgrube, haben." Das bedeutet auch, dass die knackigen scharfen Botschaften, die im Video ständig aufpoppen, keinesfalls so leicht darzustellen sind.

Ein Google-Mitarbeiter bestätigte gegenüber Technology Review, dass das Team derzeit an unterschiedlichen Experimenten arbeitet, wie man die Darstellung optimieren könnte. "Dabei geht es auch um Tests in freier Natur." Was dabei bisher herauskam, wollte er allerdings nicht verraten. Das Konzeptvideo scheint jedoch vor allem dafür gedacht, die Grundidee zu kommunizieren – und keine biologisch 1:1 umsetzbare Idee.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)

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